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Leserbrief zum Artikel Spötter des Volkes vom 14.10.2016:

Lebend zensiert, tot gefeiert

Ein paar Ergänzungen zu Eurem informativen Bericht: Franca Rame (…), Dario Fos Mitstreiterin 70 Jahre lang und besonders in der »Roten Hilfe« aktiv, wurde 1973 von Faschisten entführt und vergewaltigt. Man hatte sich das schwächste Glied der Familie Fo ausgesucht, sagt Sohn Jacopo, der sich damals schon politisch engagierte. Man vermutete hinter den Faschisten Polizei- oder andere staatliche »Dienste«, denen das politische Engagement von Dario und Franca ein Dorn im Auge war.
Vielleicht erinnert sich jemand? 1978 war Dario Fo zusammen mit Alex Langer (dem späteren Südtiroler Europa-Abgeordneten der Grünen) als Dolmetscher auf politischer Tournee in Deutschland. Sie waren dem Aufruf des »Russell-Tribunals über Repression und die Situation der Menschenrechte in der BRD« gefolgt und prangerten die sogenannten Stammheim-Selbstmorde an. Fo mit einer großartigen schauspielerischen Leistung, Langer ein großartiger Übersetzer.
In Mailand ist öffentliche Trauer angeordnet worden. Jacopo Fo prangert den Zynismus und die Heuchelei an: »Jahrelang haben sie ihn zensiert, jetzt wollen sie ihn feiern!«
Leonhard Schaefer
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.10.2016.