Leserbriefe

Die Überschrift des Artikels geht in Ordnung. Denn die ungarische Reaktion (also nicht nur Orbán, sondern genauso die EU-hörige Opposition!) sieht den Umsturzversuch von 1956 eben als »Revolution«. Tatsächlich jedoch war es zweifelsfrei eine Konterrevolution. Erstaunlicherweise tut jW-Autor M. I. Köhler aber diesen Begriff der Konterrevolution als »Schlagwort der Zeit unter Janos Kadar« ab, verwendet statt dessen lieber das Wort »Aufstand« (fast schon wie jene einschlägige West-Sprachregelung vom 56er »Volksaufstand«) und vernebelt auf diese Weise das Wesen und den klassenmäßigen Charakter der Sache. Und das ist für eine Zeitung, die behauptet, sie sei immerhin eine marxistische, nun gar nicht in Ordnung. Und dass es der jungen Welt nun in den Sinn kommt, das Ende einer angeblich linken, in Wirklichkeit stinkbürgerlichen, mainstreamgemäßen ungarischen Tageszeitung vor lauter Orban-Bashing als »Schlag gegen die Pressefreiheit« zu beklagen, ist für eine marxistische Zeitung absurd.