Leserbrief zum Artikel Unwahrscheinliche Szenarien
vom 31.08.2016:
Nichtrevolutionäre Zeiten
(…) »Unwahrscheinliche Szenarien« (…) sind Revolutionen, ohne dass es vorher zu extremer Verarmung und Verelendung der Volksmassen, zu äußerster Zuspitzung der Verhältnisse im Ergebnis von Kriegen (speziell verlorenen) und (…) zur Bewaffnung des Volkes bzw. dem Zugang zu Waffen für die Revolutionäre kam. (…) Somit heißt es Revolutionär sein in nichtrevolutionären Zeiten (…). Der CDU/CSU das Staatsruder »friedlich« aus der Hand zu nehmen ist seit der letzten Bundestagswahl möglich (…); denn 320 von 630 Bundestagsabgeordneten bezeichnen sich und ihre Parteien als »links«. Aber sie konnten und können nicht zusammenkommen (…). Es kommt m. E. darauf an, dass Die Linke (…) den Kurs »weg von/mit Merkel, Schäuble, Seehofer« mitgestaltet und nicht passiv »mitlatscht« in einer »Pro Merkel«- und »Alle gegen rechts«-Front »gegen Rassismus«. Der Vorwurf, dass sie »keine Revolution einleitet«, ist (…) weltfremd. Revolutionen werden nicht gemacht, und wenn bzw. wo sie entstehen, kann man sie siegreich führen oder »bei Höchststrafmaß« verlieren (…). Wenn sie nicht entstehen, muss man (…) den geordneten Rückzug antreten, etwa wie die Portugiesische KP nach 1974. Die bestimmt heute das Schicksal des Landes mit, ohne in der Regierung zu sein (…).
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.09.2016.