Leserbrief zum Artikel Showdown in Brasília
vom 27.08.2016:
Zu viele schwere Fehler
War die Arbeiterpartei (PT) wirklich an der Macht, oder hat man sie einfach 14 Jahre lang nur – eine zweifellos kreative und erfolgreiche – Sozialpolitik und etwas Wirtschaftspolitik machen lassen? Die Eliten profitierten ja auch von dem wachsenden Binnenmarkt. Und in der Finanzpolitik war die PT brav und mehr oder weniger neoliberal. Der springende Punkt war die Wiederwahl von Dilma Rousseff und die Gefahr, dass das Experiment der PT sich vertiefen könnte. Das wurde den hinter der PSDB stehenden Unternehmerkreisen 2013/14 bewusst, und man arbeitete (…) massiv in den Hinterzimmern. Die Gefahr lag (…) in der Herausbildung eines linken Machtblocks in Lateinamerika und in einer starken Gruppe der BRICS. Diese wurde vorerst beseitigt. Was man der PT vor allem vorwerfen muss (…): Man stellte den Verteidigungsminister, aber das brasilianische Heer und die Geheimdienste werden von der Rechten kontrolliert. Das gilt auch für die Polizei. Und man hat die Justiz unterschätzt und diese Bastion der PMDB überlassen. Die Versuche, das Medienmonopol der Rede Globo zu unterlaufen, waren zu zaghaft. Man hätte auch eher auf andere demokratische Kräfte zugehen sollen. Fehler werden immer gemacht, wenn man an der Macht ist. Es kommt auf ihre Summe und Schwere an! Und die Summe der Fehler war zu groß und noch mehr die Schwere! (…)
Veröffentlicht in der jungen Welt am 04.09.2016.