Leserbrief zum Artikel Bayern stellt sich stur
vom 03.08.2016:
Wege durch den Knast
Im Jahre 1980 erschien der »Ratgeber für Gefangene mit medizinischen und juristischen Hinweisen«. Die anonymen Autoren des Buches bezeichneten ihr Werk als »Versuch, die Grenzen einer bloß beschreibenden Darstellung der Gefangenen zu überschreiten, indem hier nicht nur Erkenntnis über diese Institution verbreitet werden soll, sondern vor allem unmittelbar verwertbare Information für diejenigen, die ihr unterworfen sind«. Die damalige Ausgabe war eine Loseblattsammlung und für Gefangene gratis erhältlich. Allerdings nur theoretisch, denn bald war sie in fast allen Justizvollzugsanstalten (nur in Bremen nicht) verboten! (…) 2016 ist es uns gelungen, nach mehr als fünf Jahren Arbeit eine neue Ausgabe zu präsentieren: »Wege durch den Knast. Alltag, Krankheit, Rechtsstreit« (Berlin 2016, Assoziation A, 684 S., 19,90 Euro). (…) Besonders stolz sind wir, dass Gefangene das Buch kostenlos gegen Portokosten erhalten können. Als Vorsitzender des Knastschaden-Kollektivs war ich mit beteiligt. (…) Doch die Vollzugsanstalten gehen nun wie schon bei dem »Ratgeber« vor, so wird mir, dem Mitverfasser und Autor verschiedener Kapitel, das Buch nicht ausgehändigt! (…) Aber es ist sehr zu hoffen, dass eine neue Generation von Richtern nicht die Blockadepolitik der 80er Jahre wiederholt. (…)
Veröffentlicht in der jungen Welt am 26.08.2016.