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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Volkswagen setzt auch auf Justiz vom 22.08.2016:

Brutale Arroganz

Die Berichterstattung der jW zum »Streit« des VW-Konzerns mit den Autozulieferern unterscheidet sich nur unwesentlich von der einseitigen Berichterstattung in den herrschenden Medien: Hier wie dort wird einfach nur die Darstellung des Konzerns übernommen. Hier wie dort wird die Position der Zulieferer noch nicht einmal genannt, geschweige denn über sie recherchiert. Hier wie dort wird auf die prinzipiell »ausbeuterische« Haltung des Konzerns gegenüber den Zulieferern und Dienstleistern gar nicht eingegangen. VW diktiert ihnen die Preise und setzt sie einem bisweilen gnadenlosen Diktat aus. Es ist das gleiche Spiel, das westliche Handelskonzerne mit ihren Zulieferern in Bangladesch, Sri Lanka und China betreiben. Am Ende bleibt für die Beschäftigten dieser Unternehmen nichts mehr übrig. Auf dem Wege des Outsourcings drückt VW die Löhne massiv. Der Verfasser dieser Zeilen war vor einigen Jahren selbst einmal von einem deutschen Automobilkonzern um eine Beratungsleistung gebeten worden. Als er wagte, nach drei Monaten an die Begleichung seiner Rechnung zu erinnern, hieß es zynisch: »Ach so, wir dachten, Sie wollten mit uns zusammenarbeiten …« Übersetzt: Einen solchen Konzern »mahnt« man nicht. Man betrachtet es als Ehre, für ihn als Dienstleister zu arbeiten. Zahlungsziele setzt man nicht. Das ist der Hintergrund auch dieses »Streits«, bei dem sich ein Zulieferer zu Recht gegen die fristlose Kündigung eines Vertrages gewehrt hat. Anders als der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies und der Betriebsratschef Bernd Osterloh behaupten, ist ein solches Vorgehen kein »normales Geschäftsgebaren«, sondern Ausdruck einer brutalen wirtschaftlichen Arroganz. (…)
Dr. Rolf Geffken
Veröffentlicht in der jungen Welt am 25.08.2016.