Leserbrief zum Artikel Neues Level
vom 22.08.2016:
Sauberes Doping?
Dieser Artikel über den größten Läufer aller Zeiten Usain Bolt zum Abschluss der Olympischen Spiele hat mich nun doch sehr erstaunt. Oder kommt da noch was? Sechsmal Gold für Jamaika? Was für Talente! Was sind das für Trainingsmethoden und -umfänge? Wenn ich die Leistungen der Sportler auch nicht schmälern möchte, so habe ich nun gelernt: Erstens geht es nicht ohne Doping oder sagen wir medizinische Unterstützung. Zweitens: Es gibt ein sauberes Doping, das nicht nachgewiesen werden kann. Für mich sind u. a. die drei Medaillen der USA im 100-Meter-Hürdenlauf der Frauen, die zwei Kugelstoßmedaillen (Männer) und vor allem die Langlaufmedaillen der USA neben den Kenianern und Äthiopiern in der Leichtathletik geradezu sensationell. Unvorstellbar. Die Abschlussfeier machte deutlich: Diesmal hat die olympische Idee überlebt, auch dank Herrn Thomas Bach. Ein schönes Fest. Als die russische Stabhochspringerin Issinbajewa als nun gewählte Athletensprecherin auf der Tribüne erschien, war das auch ein Sieg der olympischen Idee. Der sehr guten Berichterstattung von ARD und ZDF stand das politisch blamable Störfeuer einiger deutscher Sportreporter gegenüber, das immer leiser wurde und schließlich auch einem Christoph Harting sein überschwängliches Schunkeln während der deutschen Hymne verziehen hat. Zwei Brüder: besser Schunkeln als Verleumden.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 25.08.2016.