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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel »Lasst die Kohle und das Öl im Boden« vom 15.10.2015:

Ganz einfach, aber nicht mit dem Westen

Selbst für den Laien dürfte es plausibel sein, dass die sog. Entwicklungsländer vor der Konkurrenz der traditionellen Industrie - und Handelsländer- wie zum Beispiel einst in Europa auch Frankreich und später Deutschland vor England durch Schutzzölle - geschützt werden müssen, damit sie zuerst einmal eine Kleinindustrie aufbauen oder das einheimische Handwerk stützen können, um den eigenen Bedarf an alltäglichen Gebrauchsgegenständen selbst zu befriedigen, menschenwürdige Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen, eine angepasste Technik für ihre Länder zu entwickeln und die Voraussetzungen und finanziellen Mittel für eine angepasste industrielle Entwicklung zu schaffen, die später auch die Verarbeitung der eigenen Rohstoffe für den Export ermöglicht und einen angemessenen Wohlstand schaffen helfen kann.
Dabei sollte der Rohstoffexport der ärmeren nach meinem laienhaften Verständnis nach Möglichkeit auf die Beschaffung der für die eigene Entwicklung unbedingt erforderlichen finanziellen Mittell beschränkt werden. Das gilt natürlich auch für den Export von fertigen Produkten durch die reichen Industrieländer, die sich dadurch einen unangemessenen Anteil am gemeinsamen Wohlstandskuchen zu verschaffen versuchen. Aber dort ist natürlich das Gegenteil der Fall: Die reichen Industrieländer kloppen sich um die billigsten Rohstoffe aus den armen Ländern und wollen ihnen ihre daraus hergestellte und oft wenig nützliche Großtechnik so teuer wie möglich verkaufen. Pecunia non olet!
Langfristig sollte es deshalb das Ziel einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung sein, Export, der nach Ansicht des Bremer Ökonomen Jörg Huffschmid zum Wirtschaftskrieg tendiert, zu einer seltenen und begründbaren Ausnahme werden zu lassen. Das würde den ärmeren Ländern voraussichtlich Luft zum Atmen geben, insgesamt einen ausgeglicheneren Wohlstand in der Welt ermöglichen und die ärmeren allmählich von den reichen Ländern unabhängig zu werden.
Ludwig Schönenbach