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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Inklusion recht und billig vom 20.05.2015:

Inklusion ist Menschenrecht

Die UN- Konvention fordert nicht, wie immer wieder fälschlich behauptet wird, dass Kinder mit Behinderung die Regelschule besuchen dürfen. Sie fordert, dass die Strukturen und Institutionen der Gesellschaft so verändert werden, dass eine Inklusion aller Menschen möglich ist. Sie bezieht sich auf alle Bereiche des Lebens, auf die Arbeit, die Kultur, den Sport, die Politik usw..
Und eben auch auf die Bildung und Ausbildung. Auf die Schule bezogen heißt das, dass die Aufnahme in ein exklusives, gegliedertes Bildungssystem, das durch die Benotung von Einzelleistungen systemkonform die Konkurrenz fördert und einzig der Anhäufung von ökonomisch verwertbarem Wissen dient, nicht das Ziel sein kann.
Was nötig wäre, ist ein ungegliedertes Schulsystem, in dem die Leistung darin besteht, in Kooperation aller mit allen zu lernen und Probleme zu lösen und das auf die individuellen Stärken jeder/s setzt und nicht die Schwächen betont.
Ist das im Kapitalismus durchsetzbar?
Schauen wir uns den Bereich Arbeit in der UN- Konvention an. Es kann nicht sein, dass Inklusion darin besteht, dass ein paar mehr behinderte Menschen eingestellt werden, die dann vielleicht den Rasen auf dem Fabrikgebäude mähen oder den Hof fegen und dafür einen Lohnerhalten, der am unteren Ende der Lohnskala angesiedelt ist. Und die dann, wenn die Firma unter Druck gerät, als erste entlassen werden.
Inklusion und Kapitalismus, geht das?
Inklusion gehört spätestens durch die UN- Konvention zu den Menschenrechten. Ein System, das dieses Menschenrecht nicht verwirklichen kann, ist es nicht wert, erhalten zu bleiben.
Die Linke sollte sich dieses Themas annehmen, denn es zeigt sehr gut, dass ein Systemwechsel nötig ist.
Jürgen Handschick