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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Nationalsyndikalismus vom 10.09.2014:

Selbstgeschaffener Zwang

Weil Polens realsozialistische Staatsmacht in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Austeritätspolitik "gezwungen" gewesen sei, habe sie - so legt Reinhard Lauterbach in seinem jW-Artikel dar - der Arbeiterklasse bloß "leere Läden und flaue Floskeln" bieten können. Infolgedessen sei es der nationalsyndikalistischen Gewerkschaft namens Solidarnosc gelungen, die Arbeiterklasse gegen die regierende Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PVAP) zu mobilisieren.

Daß die realsozialistische Staatsmacht das Staatsdefizit mittels Subventionskürzungen, deren Folge Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel waren, zu beheben versuchte, war allerdings kein schicksalshafter Naturzwang. Vielmehr resultierte dieser Zwang aus der eigentümlichen Beschaffenheit der realsozialistischen Wirtschaftsweise, die das kapitalistische Produzieren imitierte. Wie im Kapitalismus sollte auch im Realsozialismus aus investiertem Geld mittels Lohnarbeit mehr Geld gemacht werden, wobei der Gebrauchswert der produzierten Ware bloß der stoffliche Träger ihres Tauschwertes war.

Daß also die Imitation der kapitalistischen Produktionsweise in Polen und anderswo nicht zum guten Leben aller Gesellschaftsmitglieder geführt hat, hat seinen Grund im Fortbestehen der Warenproduktion mitsamt der Geldvermehrung als ihrem Zweck. Von Lenin aber kann man wissen, daß es darauf ankomme, das Wohlergehen der Individuen zum Zweck der Produktionsweise zu machen, so daß alle mit guten Gebrauchsgegenständen versorgt werden können.
Franz Anger