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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Gegenddarstellung: Vielfältige Allianzen vom 11.02.2012:

Motivationen und seltsame Allianzen

Die Frage, wieso ein Redakteur zuvor ohne größeren Widerspruch mehr als 11 Jahre auf Grundlage eines Haustarifvertrages und von Betriebsvereinbarungen arbeitet, wird in der Internetkampagne nicht beantwortet. Der Titel "Junge Welt - Da grinst Stalin freundlich aus seiner Gruft" macht zugleich deutlich, dass es sich nicht mehr um eine sachliche Auseinandersetzung um die Frage handelt, ob und wie unter kapitalistischen Bedingungen eine Zeitung wie die "junge Welt" nicht nur überleben, sondern die an ihrem Entstehen unmittelbar Beteiligten auch leben können.

Die Frage würde von den meisten der an der Diskussion Beteiligten mit Sicherheit nicht nur damit beantwortet werden, dass jeder Lohn auf einem Ausbeutungsverhältns beruht, es also zugleich auch keinen "gerechten" Lohn gibt. In den meisten linken Projekten bezieht sich deshalb die Diskussion auf die Frage des Bewußtseins, genau deshalb "alles zu geben", um "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist."

Ist ein erträgliches Einkommen in einem linken Projekt möglich? Dann könnten sich die meisten vor Unterstützung wohl kaum retten. Welches dieser Projekte kommt ohne Selbstausbeutung seiner Beteiligten aus? Dazu schweigen sich diejenigen aus, die es statt dessen nötig haben, diese Frage mit Stalin in Verbindung zu bringen, aber durchaus auf bürgerliche "Sittenwidrigkeit" und "Klärung" der Widersprüche vor Gericht abfahren.

Die Selbstausbeutung der Beteiligten erfordert die Solidarität der Linken und muss kritisch gesehen und problematisiert werden. Die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen in linken Projekten haben mit den kapitalistischen Bedingungen, unter denen sie stattfinden zu tun. Deshalb kann die Antwort nur lauten: "junge Welt" stärken - Kapitalismus bekämpfen.

Möglichkeiten dazu gibt es genug. Nur sollte vom herrschenden System kein roter Teppich erwartet werden. Dieses profitiert als einziges von der Art dieses Diskurses.
Thomas Trüten