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Aus: Ausgabe vom 16.07.2016, Seite 16 / Aktion

Rote Sommerschule 2016

Lektion 3: Internationalismus

Andere Länder, andere Traditionen. Die New York Times würdigte im März mit zwei umfangreichen Nachrufen den Kommunisten und Spanienkämpfer Delmer Berg, der im Alter von 100 Jahren am 28. Februar in Kalifornien verstorben war. Er war wahrscheinlich der letzte Überlebende der Abraham-Lincoln-Brigade, in der etwa 3.000 Freiwillige aus den USA gegen den Franco-Faschismus gekämpft hatten. Als er sich nach dem Putsch in Spanien vor 80 Jahren auf den Weg dorthin machte, arbeitete er als Tellerwäscher. Der zweite Text trug den Titel »Loblied auf einen Kommunisten« und stammte vom erzkonservativen Senator John McCain, der sich – aus welchen Gründen auch immer – vor dem »Mut und der Opferbereitschaft« der Internationalisten verneigte. McCain war im Vietnamkrieg, gegen den sich Berg engagiert hatte, Bomberpilot.

Vergleichbares ist in Deutschland nicht vorstellbar, zumal dabei die DDR ins Spiel kommt. Lieder der Spanienkämpfer kannten dort alle Schulkinder, im Westen wenige Linke. Deutschsprachige Romane oder Dramen zum Spanischen Krieg hatten im Osten hohe Auflagen, in der BRD kennen die Titel nur Spezialisten. Wer den Faschismus mit der Waffe bekämpft hatte, war in der DDR hoch angesehen, in der BRD galt er als Staatsfeind, der »Internationalismus« von Faschisten dagegen als Vorbild für Staat und Armee. Bis zu 10.000 Soldaten hatte das Naziregime als »Legion Condor« den Putschisten zur Hilfe geschickt. Sie bombardierten 1937 das baskische Gernika (Guernica) und waren am Massaker von Málaga im gleichen Jahr beteiligt. Erst 2005 wurde offiziell entschieden, dass Einrichtungen der Bundeswehr den Namen Werner Mölders, des bekanntesten Fliegeroffiziers der »Legion Condor«, nicht mehr tragen sollten.

Linker Internationalismus ist auch heute ein Fall für den Verfassungsschutz, rechter wird von Staats wegen betrieben. Wie vor 80 Jahren – von Jugoslawien bis Syrien.

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