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Aus: Ausgabe vom 02.07.2016, Seite 16 / Aktion

Rote Sommerschule 2016

Lektion I: Feiern und kämpfen

Marx, so heißt es im Bürgerfeuilleton, habe nur von Arbeit etwas gehalten, und zwar von schweißtreibender, von der mit »Knochen«. Das sei out, weil es weder Arbeit noch Arbeiter zukünftig geben werde. Alle Insassen des Kapitalismus lebten längst in einem kollektiven Freizeitpark und die soziale Frage sei somit erledigt.

Es handelt sich um ein Gerücht. Marx war ein Feierbiest und hatte deswegen schon zu Studentenzeiten mit seinem großzügigen Vater Ärger. Nach dem Studium fand er auch noch unter den organisierten Arbeitern Englands und Frankreichs Gleichgesinnte. Das theoretische Resultat war absehbar. Die Arbeiterbewegung begann nämlich nicht nur mit gewerkschaftlichen Kämpfen (schon damals vor allem um Verkürzung der Arbeitszeit für mehr Freizeit!), sondern vor allem mit Geselligkeit. Sie war »social«. Marx war hingerissen, als er die Kultur-, Bildungs-, Rauch-, Trink- und Politikvereine der britischen Arbeiterklasse kennenlernte. Der Rheinländer geriet derart ins Schwärmen, dass er in den Zusammenkünften etwas erblickte, was es zuletzt für eine größere Zahl von Menschen in mittelalterlichen Klöstern gegeben hatte: Aufhebung der Arbeitsteilung, also Kommunismus. Er und Engels notierten flugs 1845 über den in der »Deutschen Ideologie«: »Wo jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe.«

Merke: Nicht jeder, der feiert, ist schon Kommunist, aber wer nicht kämpft und nicht feiert, ist keinesfalls einer. (jW)

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