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Aus: Ausgabe vom 27.04.2024, Seite 10 / Feuilleton
Bundeswehr

Alles in Deckung

Von Hagen Bonn
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Mal was Sinnvolles tun: Hände an die Hosennaht

Der Spiegel mault großfressig: »Das Zeitalter des ewigen Friedens ist vorbei« und wünscht sich künftig unbedingt einen Veteranentag, denn solch ein Gedenktag »wäre ein großer Schritt weg von alten Lebenslügen.« Aha, alte Lebenslügen, da gehe ich mal davon aus, dass es auch neue gibt? Die Taz deliriert indessen: »Ordentliche Rituale« müssen her, denn »Bundeswehr-Angehörige bringen oft große Opfer«. Opfer? In Jugoslawien und Afghanistan, um nur zwei Beispiele zu nennen, wurde durch dieses »Opfer« das Völkerrecht gebrochen und die Bevölkerung massakriert. Der »Schwur von Buchenwald«, dass nie wieder von deutschem Boden Krieg ausgehen dürfe, verfiel in die Bedeutung eines amerikanischen Spielfilms: »Vom Winde verweht«.

Wenn die Bundeswehr im Ausland ein Opfer ist, dann will ich lieber als Täter Dienst tun. Dabei haben die zitierten Blätter nicht berücksichtigt, dass vom jetzigen Bundeskabinett nicht sehr viele diesen Altherrentag »feiern« dürften. Na gut, Christian Lindner war bei der Bundeswehr, ist sogar Major der Reserve. Überliefert ist aus seiner Dienstzeit: »Schütze Lindner, wie verhalten Sie sich, wenn das Kommando ertönt: Freiwillige vor?« Lindner soll etwas verdattert erwidert haben: »Ich gehe zur Seite, damit die Freiwilligen vortreten können.«

Wir können aber Klartext reden: 500.000 deutsche Soldaten waren bislang bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Nach übereinstimmenden Meldungen bauten sie im Ausland Straßen und Kindergärten oder stellten Hüpfburgen auf. Trotzdem: Wenn Gott gewollt hätte, dass ich einem bundesdeutschen Offizier in den Arsch krieche, wäre ich ein Zäpfchen geworden. Ja, ich bekenne, ich bin »anerkannter Kriegsdienstverweigerer«, und das ist die höchste Auszeichnung, die ich je erhalten habe. Danke, Freiherr von W., von der Bundeswehrakademie und Vorsitzender bei meiner »Anhörung« damals. Aber eine Frage habe ich noch, sind die Genossen der NVA dann auch beim großen Festakt in Berlin zum »Veteranentag« geladen? Mit Uniform, Offiziersdolch und Kampfbanner? Und was passiert, wenn mein Vater, 86 Jahre alt, dabei auf seinen einstigen und jetzigen Erzfeind stößt? Ich habe ihn am Telefon gefragt, und er sagte frohlockend. »Freilich gehe ich da hin! Aber wie ist das bei Notwehr? Wie oft darf ich nachladen?«

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