03.05.2024 / Sport / Seite 16

Fair Play

René Lau

Die Saison geht auf die Zielgerade, der Kampf wird härter, die Ellenbogen kräftiger, der Vortrag der Argumente dünnhäutiger. Wir merken deutlich, dass die Hälfte der jeweiligen Liga Punkte für den Aufstieg oder die Meisterschaft braucht. Und natürlich Punkte gegen den Abstieg. Spätestens jetzt ist die Zeit der Nettigkeiten vorbei. Überall? Nicht überall. Es gibt sie noch, die Fairness, auch im großen Fußball. Man nennt es Fair Play. Vielen in der heutigen Gesellschaft ist das völlig fremd. Sie denken nur an sich, den eigenen Vorteil.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Mir als Oldschoolfan geht dann immer das Herz auf. Was war das in den 80er Jahren für ein tolles Bild, wenn wir in England Beifall von Fans erlebten – nach einer Niederlage des eigenen Teams, dem Gegner Respekt zollend. So etwas sah man hierzulande weder im Osten noch im Westen.

Anders vergangenes Wochenende. Mit dem Sieg des FC Heidenheim beim SV Darmstadt war Heidenheims Klassenerhalt so gut wie sicher, der Abstieg der Darmstädter Lilien erst recht. Eigentlich Grund genug für die Heidenheimer, mit dem mitgereisten Anhang zu feiern. Was machen sie? Ziehen sich nach dem Schlusspfiff in den Kabinengang zurück, um den Darmstädtern Zeit zu lassen, den besiegelten Abstieg zusammen mit den Fans zu verarbeiten. Erst nach einer absolvierten Ehrenrunde unter Tränen kamen die Heidenheimer raus, um sich feiern zu lassen. Eine tolle ­Geste des Respekts und des Fair Play.

Liebe Heidenheimer, bleibt so. Das ist mehr wert als jeder Punkt im Kampf um die Meisterschaft.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

https://www.jungewelt.de/artikel/474626.beim-fananwalt-fair-play.html